Ein Hölziger mit Ambitionen

Maurus Dörig, der SwissSkills-Sieger aus Innerrhoden, will bester Zimmermann der Welt werden.

 

Karin Erni

 

Das Appenzellerland macht seinem Ruf als Heimat der «Hölzigen» wieder einmal alle Ehre: Der aktuell beste junge Zimmermann der Schweiz ist der Innerrhoder Maurus Dörig. Er gewann an den letzten SwissSkills die Goldmedaille. Derzeit befindet sich der 19-Jährige im vierten Lehrjahr bei der Holzbaufirma Albert Manser in Gonten. Den Entschluss, sich auf den Berufswettbewerb vorzubereiten, habe er schon früh in der Ausbildung gefasst, so der junge Appenzeller. «Ich wolle eine besondere Herausforderung meistern.» Er wurde zu vier Trainings in Lenzburg aufgeboten. An einer Ausscheidung wurden danach die besten zwölf Teilnehmer für die Berufsmeisterschaft ausgewählt.

 

Alte Techniken sind ­nützlich

 

Zu den Wettbewerbsaufgaben gehörte unter anderem eine komplexe Dachkonstruktion mit Aufriss, Anreissen, Abbinden und Aufrichten, wie es in der Fachsprache heisst, sowie einen Powerblock. Der Aufriss auf dem Boden sei eine Spezialität des Zimmermannberufs, erklärt Maurus Dörig. Dabei zeichnen die jungen Berufsleute, mit Massstab und Stift bewaffnet, das Objekt auf dem Boden auf. Das Dreidimensionale wird zweidimensional dargestellt, was viel räumliches Vorstellungsvermögen braucht.

 

Dieses während Jahrhunderten bewährte Vorgehen sei auch heute noch wichtig, ist der junge Berufsmann überzeugt. «Wenn man gelernt hat, aufzureissen, ist man dem Computerprogramm einen Schritt voraus. Denn es kann nur das machen, was man ihm eingibt.» Auch bei der praktischen Ausführung ist oft noch Handarbeit gefragt: «Bis man bei der Maschine alles eingerichtet hat, ist das Holz mit dem Fuchsschwanz schon präzise runtergesägt.»

 

Ein gewisses Talent hat Maurus Dörig wohl geerbt. In seiner Familie hätten mehrere den wunderschönen Beruf des Zimmermanns gelernt. Doch Talent allein reiche nicht, um einen Berufswettbewerb zu gewinnen, sagt Dörig. «Routine ist extrem wichtig, denn die Zeit ist knapp bemessen, da kann man nicht lange rumstudieren.» Er ergänzt mit einem Lächeln: «Und man muss diese Übungsmodelle gerne machen.»

 

Das Niveau der Berufswettbewerbe sei hoch, so der angehende Zimmermann. «Es werden Sachen verlangt, die weit über die Berufskenntnisse der Berufsschule gehen. Das muss man sich dann in der Freizeit erarbeiten.» So um die 300 Stunden habe er investiert, sagt er. «Ich war oft während der Ferien, am Wochenende und abends im Betrieb und habe geübt.» Er werde gut unterstützt von seinem Arbeitgeber, so Dörig. «Er stellt mir auch das Material zur Verfügung. Das meiste landet später im Ofen, denn für die vielen Modelle gibt es kaum praktische Verwendung.»

 

Das Ziel: Europa- und ­Weltmeisterschaften

 

Der Fahrplan der Berufsmeisterschaften war in den vergangenen Jahren coronabedingt und durch wechselnde Austragungsmodi etwas durcheinandergeraten. Die zentralen Berufsmeisterschaften SwissSkills werden erst im September 2025 wieder in Bern stattfinden. Stattdessen wurden dezentrale Championships durchgeführt. Für die Holzfachleute war dies anlässlich der Wiga-Messe im September im st. gallischen Buchs der Fall.

 

Die besten drei Jungtalente haben sich dort für das Nationalteam Holzbau qualifiziert und werden sich auf die EuroSkills 2025 und WorldSkills 2026 vorbereiten. Sie gehören zu einem Pool, aus welchem dereinst ­wieder die Besten evaluiert werden, um an den internationa-

 

len Wettbewerben teilzunehmen. Bis im Alter von 22 Jahren ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft möglich. An der Europameisterschaft können junge Berufsleute bis 25 Jahre teilnehmen.

 

Maurus Dörig wird im Sommer die Lehre abschliessen. Er bleibe danach im Lehrbetrieb, so der angehende Zimmermann. «Hier geht es familiär zu und her und ich fühle mich ­geschätzt.» Später möchte er eine Weiterbildung absolvieren. «Doch das ist noch weit weg. Zuerst konzentriere ich mich auf den Lehrabschluss und die Berufswettbewerbe.»

Zurück